Über viele Jahre und durch zahlreiche Diskussionen habe ich gelernt, dass Konflikte unvermeidlich sind und keineswegs immer etwas Schlechtes bedeuten müssen. Konflikte zwingen uns, unsere eigene Meinung zu hinterfragen und zu begründen. Das macht uns besser und gibt uns mehr Selbstbewusstsein für die nächste Konfliktsituation.

Teambuilding bedeutet für mich "Führen durch Vorbild". Das Team muss sehen, dass ich nichts verlange, was ich nicht selbst bereit bin zu tun. Zusammen zu gewinnen und zu verlieren, gemeinsam Triumphe zu feiern und bei Niederlagen wieder aufzustehen – das ist der Kern eines starken Teams.

Führung bedeutet außerdem, gute Leute um sich zu scharen, ihnen wichtige Aufgaben anzuvertrauen und auf sie zu bauen. In meinen Augen ist Führung das Gegenteil von Mikromanagement.

In meinen 33 Jahren als aktiver Leistungssportler habe ich etwa 850.000 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt – das entspricht der Entfernung von der Erde zum Mond und zurück, plus noch einmal der Hälfte des Weges zum Mond.

Ich hatte rund 100 Stürze – große und kleine –, drei Schlüsselbeinbrüche, und ich trage immer noch Metallschrauben in beiden Händen. Außerdem wurden etwa 120 Stiche genäht, um Narben nach Stürzen zu versorgen.

Wenn ich über Mindset und Resilienz spreche, weiß ich genau, wovon ich rede.

Als Radprofi fährt man nicht nur die steilen Alpenpässe hinauf, sondern auch mit hoher Geschwindigkeit wieder hinunter. Meine höchste erreichte Geschwindigkeit mit dem Rennrad betrug 119 km/h – da bleibt nicht viel Zeit für Entscheidungen.

Fast jede Entscheidung, die ich getroffen habe, war live im Fernsehen zu sehen. Meine Verträge waren stets auf ein oder maximal zwei Jahre befristet. Es war entscheidend, die richtigen Entscheidungen zu treffen, sie umzusetzen und gegen Zweifler zu verteidigen.

18 Jahre als Selbstständiger und Radprofi haben mir viel über Entscheidungen beigebracht – und über die Verantwortung, sie zu tragen.

In der DDR geboren und aufgewachsen, durchlief ich das Sportschulsystem und erlebte mit 18 Jahren den Mauerfall. Ich habe die Wiedervereinigung Deutschlands und zwei Währungsunionen miterlebt.

Meine internationale Karriere begann bei den Amateuren mit der Friedensfahrt – der sogenannten "Tour de France des Ostblocks" – und endete nach 18 Jahren mit der Rekordzahl von 17 Teilnahmen bei der Tour de France. Im Alter von 43 Jahren beendete ich meine Profikarriere.

Ich bin mit Stephanie verheiratet, wir haben sechs gemeinsame Kinder und leben in Berlin.